Klimagerechtigkeit - Ein Kampf gegen Windmühlen

Wenn ich gefragt werde, was meine Hobbies sind, muss ich immer eine Weile überlegen: Zählt Klimagerechtigkeits-Aktivismus als Hobby oder eher als Arbeit? Wahrscheinlich ist es eine Mischung.  

In der Klimagerechtigkeitsbewegung aktiv zu sein, bedeutet für mich zum einen, mich immer und immer wieder mit Ungerechtigkeiten zu beschäftigen, ständig gegen Frustration und das lähmende Gefühl von Ohnmacht anzukämpfen und gleichzeitig zu versuchen, Alltag und Aktivismus unter einen Hut zu bekommen. Andererseits heißt es auch, viel Zeit mit Menschen zu verbringen, die mir am Herzen liegen und mit denen ich am Aufbau einer besseren Welt für alle arbeite.  

 

Doch was bedeutet Klimagerechtigkeit eigentlich?

Die Klimakrise ist tief verwurzelt in historisch miteinander verwobenen Unterdrückungssystemen: Patriarchat, Rassismus, Kolonialismus und Kapitalismus.  

Während vor allem der globale Norden, also beispielsweise Europa oder die USA, die Klimakrise verursacht haben, leiden hauptsächlich Menschen in Regionen des globalen Südens darunter.  

Aufgrund einer ungerechten Verteilung von Ressourcen, Nahrung, medizinischer Versorgung, Verfügbarkeit von Wohnraum und Land sind armutsbetroffene Gruppen viel stärker von Umweltkatastrophen wie Fluten, Dürren und Waldbränden betroffen. Da Frauen meist einen geringeren sozialen Status, sowie weniger politische und wirtschaftliche Macht als Männer haben, sind sie vermehrt von diesen Strukturen der sozialen Ungerechtigkeit betroffen. Und so sind es auch sie, die besonders unter den Folgen der Klimakrise leiden.  

Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass Frauen in armutsbetroffenen Regionen der Welt in Trockenzeiten weitere Wege zurücklegen müssen, um an Wasser zu gelangen oder daran, dass Hitze und starke Regenfälle mehr Malariainfektionen hervorrufen, wobei sich vor allem Frauen um die Krankenpflege kümmern.

Bei Umweltkatastrophen kommen bei ihnen die Informationen und Warnungen häufig später an, weil sie nicht die nötigen Ressourcen, wie beispielsweise ein Handy haben, um an diese zu gelangen. Zum anderen trägt die häufig schlechtere Bildung ebenfalls dazu bei, dass Frauen nicht selten Texte schlechter oder gar nicht lesen können.  

Und wenn klimabedingte Veränderungen zu Migration führen, bleiben meist die Frauen zurück – ohne die finanziellen und rechtlichen Ressourcen zu haben, um für ihre Familien zu sorgen. Sind sie doch zur Flucht gezwungen, sind sie auch dabei von struktureller Diskriminierung betroffen. Sie haben fast immer die Verantwortung für Kinder und ältere Menschen und sind vermehrt Opfer sexualisierter Gewalt.  

Frauen haben also tendenziell weniger Möglichkeiten sich zu schützen, da sie oftmals erschwerten Zugang zu Informationen und weniger Mitspracherecht haben. Genauso sind sie häufig in politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsgremien unterrepräsentiert und haben daher nicht die Möglichkeit in politische Entscheidungsprozesse einzugreifen.  

Und die Benachteiligung und die vorherrschenden, patriarchalen Machtverhältnisse werden durch die Klimakrise noch weiter verstärkt.

Das Wissen über diese Ungerechtigkeiten und das Gefühl, als weiße Frau in Deutschland Verantwortung dafür zu tragen, die bestehenden Problematiken in die deutsche und europäische Politik zu tragen und anzuprangern, motivieren mich dazu, vor Ort Arbeit in die Veränderung der aktuellen Verhältnisse zu stecken.  

Das geschieht in den Gruppen, in den ich aktiv bin, vor allem durch die Organisation von Demonstrationen, in der Gestaltung von informierenden Social-Media-Beiträgen und der Veranstaltung von kulturellen Veranstaltungen und Vorträgen zu diesbezüglichen Themen.  

Da wir am stärksten sind, wenn wir viele sind, fahren wir hin und wieder auch gemeinsam zu Aktionen, die außerhalb unseres eigentlichen Wirkungskreises liegen, um dort gemeinsam mit anderen Aktivisten für unsere Sache einzustehen. Sei es bei Großdemos in Berlin oder ein paar Dörfer weiter, wo wir gegen die Aufmärsche der neonazistischen Partei „Der dritte Weg“ demonstrieren. Sei es in Hamburg, wo „Ende Gelände“ zu Protesten gegen den Bau von LNG-Terminals aufrief oder Lützerath, wo wir uns der Zerstörung des Weilers entgegensetzten.  

Manchmal fühlt sich das an wie ein Kampf gegen Windmühlen.  

Aber: Nichts zu tun, ist auch keine Lösung. Und es gibt eine Sache, die viel größer ist als mein Ohnmachtsgefühl: meine Hoffnung. Ich glaube fest daran, dass bestehende Ungerechtigkeiten überwunden werden können. Ich glaube, dass ein gutes Leben für alle möglich ist. Und ich weiß, dass wir viele sind und noch viel mehr werden. 

Miriam Bernhard ist Pfadfinderin bei der PSG und studiert Sozialpädagogik.

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