Interview mit Heidi Esch
Das Interview führte Nadine Schmid aus dem Redaktionsteam mit Heidi Esch Pastoralreferent*in im Bistum Augsburg.
Liebe Heidi, schön, dass Du zum Frauenforum gehörst. Wie lange bist Du schon dabei und welche Gruppe von Frauen vertrittst Du?
Ich bin seit Ende 2021 für die Pastoralreferentinnen der Diözese Augsburg dabei.
Wir sind neugierig: Möchtest Du Dich in ein paar Sätzen vorstellen?
Ich bin 48 Jahre alt und arbeite seit dem Jahr 2000 als Pastoralreferentin im Bistum Augsburg. Wichtig in meinem Leben ist mir meine Familie, mein Mann Daniel und ich habe 4 Kinder im Alter von 9 bis 18 Jahre.
Wenn ich zwei Schlüsselwörter für mich finden müsste, würde ich sagen: Spiritualität und Kreativität. Ich meditiere gern, mag aber auch viele andere Formen des Gebetes. Ich male Glaubensbilder und habe auch eine Homepage: www.heidi-esch.de
Aber da ist natürlich noch so viel mehr: Ich bin naturverbunden und grundsätzlich ein kritischer Geist, der erstmal alles hinterfragt.
Du bist Pastoralreferentin im Bistum Augsburg. Warum hast Du Dich für diesen Beruf entschieden?
Ich war als Kind regelmäßig in einer evangelischen Kinderbibelstunde. Dort haben wir alle nur möglichen biblischen Geschichten gehört. Zuhause haben wir öfter über Gott philosophiert. Und so hat mich Theologie dann als Studienfach magisch angezogen und so bin ich Pastoralreferentin geworden.
Aktuell arbeitest Du als geistliche Begleiterin für hauptamtliche pastorale Mitarbeiter*innen. Kannst Du uns Dein Aufgabenfeld kurz beschreiben?
Ich biete Geistliche Begleitung für die Kolleginnen und Kollegen an sowie Exerzitien, kontemplative Angebote, Besinnungsnachmittage u.ä. Mir ist es wichtig, gute Impulse zu geben, die in die Tiefe der Begegnung mit Gott führen. Ich begleite die Gruppe der queeren Mitarbeitenden. Und ich darf in der Ausbildung der neuen Kolleginnen und Kollegen spirituelle Akzente setzen.
Der Beruf Pastoralreferent*in ist sehr weit und vielfältig. Wo im Bistum gibt es weitere Aufgabenfelder für Deine Berufsgruppe?
In allen nur denkbaren Seelsorgefeldern sind im Bistum Augsburg Pastoralreferent*innen zu finden: In der Pfarreiseelsorge, im Krankenhaus, in der Alleinerziehenden Seelsorge, in der Erwachsenenbildung, in der Blindenseelsorge, im Jugendbereich, in der Gemeindeentwicklung, in der Kita-Pastoral … und das Seelsorgeamt wird ja zur Zeit auch von einer Pastoralreferentin geleitet.
Du vertrittst die Pastoralreferentinnen im Frauenforum. Was sind aktuelle Themen dieser Berufsgruppe?
Die Schockwellen, die durch die Missbrauchskrise in der Kirche ausgelöst wurden, bewegen die Pastoralreferentinnen natürlich selbst und sie bekommen die Auswirkungen in ihrer Arbeit zu spüren. Die kirchliche Großwetterlage zieht an den Gemeinden nicht vorüber. Bewegend war für viele auch die Aktion #outinchurch. Ich denke, dass hier durch die neue Grundordnung gute Schritte in die Zukunft gegangen werden. Dauerthema ist für viele Kolleginnen die Rolle der Frau in der Kirche mit dem Wunsch, gleichberechtigt wirken zu dürfen, sichtbar und hörbar zu sein.
Ich merke, dass Dich dieser Beruf erfüllt. Was kannst Du jungen Frauen mit auf den Weg geben, die sich überlegen, die Ausbildung zur Pastoralreferentin zu machen?
Ich habe es keinen Tag in meinem Leben bereut, Pastoralreferentin geworden zu sein! Ja, ich habe mich oft geärgert über die Benachteiligung der Frauen. Trotzdem habe ich einen
sehr guten Arbeitsrahmen in der Kirche, um das, was mir wichtig ist, den Glauben an Gott und seine unbedingte Nähe und Liebe, zu verbreiten und zu vertiefen. Und ich bin zuversichtlich und spüre auch, dass sich die Lage von uns Frauen durch mutige und visionäre Frauen und Männer in der Kirche stetig verbessert.
Vielen herzlichen Dank für Deine offenen Antworten und die Einblicke in das Berufsfeld der Pastoralreferent*innen